Eine Landesmutter im edelsten und vollkommensten Sinn des Worts hat die Großherzogin Luise von Baden, treu den Traditionen ihrer verewigten Mutter, der Kaiserin Augusta, seit vielen und segensreiche Wirksamkeit auf allen Gebieten der Barmherzigkeit und der werkthätigen Nächstenliebe entfaltet. Eine stattliche Reihe von mustergültig eingerichteten Anstalten dankt ihrer Anregung und fürstlich freigebigen Beihilfe die Entstehung und Weiterentwicklung.
Ein ganzes System von Mädchenschulen ist aus der von ihr zunächst in Karlsruhe gegründeten zehnklassigen Viktoriaschule hervorgegangen. Der Schule wurde zunächst ein Internat als Erziehungsanstalt angegliedert. Dann wurde in Baden-Baden auf der waldigen Höhe nächst dem neuen Schloß das wundervoll gelegene Viktoriapensionat, das unser Bild zeigt, errichtet.
An diese erste Filiale wurde nach der eigenen Idee und den eigenen Angaben der Großherzogin noch eine weite Filiale gereiht, die Kur· und Erziehungsanstalt der Viktoriaschule, Großherzogin Luise Haushaltungsschule (vergl. die Abbild.).
Zarte und kränkliche Mädchen, sowie Rekonvaleszentinnen werden dort unter ständiger fürsorglicher Aufsicht des Arztes gepflegt und unterwiesen, bis sie in voller Kraft und Gesundheit dem regelmäßigen Unterricht beiwohnen können.
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Den Kranken ist das großartige Ludwig Wilhelm-Krankenheim gewidmet, das in der Nähe von Karlsruhe in einem Laubwald errichtet wurde.
Es umfaßt eine Abteilung für Augenkranke, eine gynäkologische und eine geburtshilfliche Abteilung und bietet mit seinen vorzüglichen Einrichtungen den Kranken alle erdenkliche Pflege und Erleichterung; es ist zugleich Erziehungs- und Bildungsstätte für Schülerinnen, junge Schwestern und die in den Gemeinden draußen in Thätigkeit stehenden Landkrankenpflegerinnen. Dem Andenken des im Jahr 1888 in der Blüte der Jugend verstorbenen Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden gewidmet, dient es außer Hospitalzwecken auch als Mutterhaus den Rotekreuzschwestern des Badischen Frauenvereins. Dieser Verein zählt jetzt 22 Oberinnen und über 300 Schwestern, die unter dem Protektorat und der Führung der Großherzogin die segensreichste Thätigkeit auf den Gebieten der Krankenpflege, des Wohlthuns, der Kinderpflege entfalten.
Als Mutterhaus für den gesamten Verband des Roten Kreuzes in Baden bildet das Ludwig Wilhelm-Krankenheim zugleich die Durchgangsstation für alle aus der Arbeit zurückkehrenden oder auf eine andere Station versetzten Schwestern und endlich den Erholungs- und Genesungsaufenthalt für abgearbeitete, ruhebedürftige, invalide oder halbinvalide Schwestern. Deshalb enthält es außer den drei Krankenabteilungen eine Reihe von Räumlichkeiten, die dem Schwesternleben, dem Unterricht, der Erholung und Erbauung, der Wirtschaft und Verwaltung dienen. Ein reichbewegtes Leben und Treiben spielt sich hier Tag für Tag ab.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.