Wie reizvoll und intim wirkt der moderne Frauenschmuck gegen die bisher üblichen „Schmucksachen“! Welche Abwechslung an Motiven, Farben und Formen! An den neuen Schmuckgegenständen fesselt vor allem die reiche Formensprache; sie liefert zugleich den Beweis, daß man glücklicherweise weit davon entfernt ist, in eine moderne Schablone zu verfallen.
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Zur Schönheit der Linie, zum Reichtum der Muster kommt die glückliche Verbindung verschiedener Metalle mit Perlen, Edelsteinen, Krystall u. s. w. Durch diese Verbindung, wie durch kunstvolle Emaillierung wird eine seltene koloristische Schönheit erzielt. Email auf Silber oder Gold ergiebt ja die mannigfachsten Wirkungen. Zudem erhalten Gold und Silber durch Legierung und Beizung neue Töne. Außer figürlichen Ornamenten treten besonders Pflanzen- und Blumenmotive hervor, die durch feine Züge der Stilisierung immer neu und eigenartig wirken. Am beliebtesten sind langgestielte Pflanzen, wie Lilien, sowie Passionsblumen, Disteln, Winden u. a. Um eine bildmäßige Wirkung zu erzielen, verwendet man auch gern männliche oder weibliche Idealköpfe, wie auf dem Anhänger und der Brosche in Abb. 2 und 3, die Marcel Bing in Paris entworfen hat.
Ein Lieblingsmotiv der Modernen, den graziösen Pfau mit seinen langen Federn, hat derselbe Künstler für den fein stilisierten Anhänger in Abb. 1 verwertet.
Ein kleines Kunstwerk für sich ist der Frauenkopf, der dem Halsschmuck in Abb. 4 seine Eigenart giebt. Von dem Kopf, der in Elfenbein geschnitten ist, heben sich die Haare und das Mieder in emailliertem Gold ab, auf Haube und Halskragen. blitzen kleine Brillanten. Fast ganz aus Diamanten besteht das Halsgehänge in Abb. 5. Rings um eine große Perle, die den Mittelpunkt des kostbaren Schmuckstücks bildet, legt sich edelsteinbesetztes Blattwerk.
Als Haarschmuck kommt jetzt der Kamm wieder zu Ehren. Außer einfachen hellen Schildpatt- und edelstein besetzten Kämmen im Stil der neuen Kunst trägt man gern große goldene Kämme mit Blumen- und Pflanzenmotiven, mit stilisierten Vögeln, mit Nymphen und Fabelwesen. Stilisierte Stechapfelblüten bilden das Motiv für den kostbaren Haarkamm in Abb. 6. Durch die drei Blätter, die aus durchsichtigem Email gearbeitet sind, schlingt sich ein feines goldenes Geäder. Die Schönheit d Schmuckstücks in Abb. 7 beruht vor allem auf leuchtender Farbenwirkung. Die Platte besteht nämlich au einem einzigen Opal von außergewöhnlicher Größe und Schönheit. Weinblätter aus Email und Trauben au Diamanten ranken sich um und über den schimmernden Hintergrund.
M. v. B.
Diesewr Artikel erschien zuerst in Die Woche, Ausgabe 14/1901.