Die beiden Paukanten stehen mit scharf geschliffenen Schlägern zum Kampf bereit. Hinter jedem steht der Sekundant mit gezücktem Schläger auf seinem Posten. Einige Schritte abseits von der Gruppe, aber zwischen die Kämpfenden gleichmäßig durchblickend, steht der Unparteiische. Und nun ertönt das Kommando des einen Sekundanten: „Auf die Mensur! Bindet die Klingen!“
Die Sekundanten legen ihre Schläger in Parade auf die Schläger der Paukanten, und der Sekundant des Gegners antwortet: „Gebunden sind!“ – Ein neues Kommando des ersten Sekundanten: „Los!“ – Die Sekundanten geben die Klingen der Kämpfer frei, und der Kampf beginnt.
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Unser erstes Bild veranschaulicht den Anfang des Kampfs und zwar den Augenblick, wo der Unparteiische „Silentium für einen Gang Schläger“ verlangt. Mit hoch erhobenem Arm, die Schläger kreuzend, stehen sich die Paukanten einander gegenüber; ihre Sekundanten stehen hinter ihnen gebückt, den ungeschliffenen Schläger in der Rechten, sprungbereit, um jeden Augenblick in den Kampf einzugreifen. Hinter dem Unparteiischen im weiten Kreis stehen beobachtend die Kommilitonen der Kämpfenden: die Korona. Der rechte Arm der Paukanten, der den Schläger führt, ist durch einen dunklen, gepolsterten, bis zur Schulter reichenden Fechthandschuh und zahlreiche Seidenbinden geschützt, unverwundbar und selbst ein Mittel zur Parade. Den Hals umschlingt eine dicke, solide Halsbinde aus Leder, die Augen sind durch festgeschnallte Paukbrillen verwahrt, Brust und Unterleib durch ein ledernes, gepolstertes Schurzfell gegen den Hieb gedeckt. Der einzige dem Angriff bloßgestellte Teil des Körpers ist der Kopf. Die Sekundanten haben dafür zu sorgen, daß die Kämpfenden ihre Stellung nicht verlassen, nicht zu nah aneinander geraten und daß der Kampf unterbrochen wird, sobald ein Paukant verwundet ist. In manchen Universitätsstädten ist es noch Gebrauch, in jedem solchen Fall zu konstatieren, daß „ein Blutiger gesessen“ hat.
Die Bedingungen der normalen Mensur lauten bei den allgemein üblichen, den sogenannten „Bestimmungsmensuren“ auf 15 Minuten, bei Kontrahagen auf 50 Minuten oder „bis zur Abfuhr.“ Die Schlägerkämpfe werden in norddeutschen Universitäten meist mit Glockenschlägern, in süddeutschen mit Korbschlägern in „verhängter“ Auslage gefochten, so daß der bandagierte Arm das Gesicht schützt.
Ernstere Streitigkeiten werden mit dem Säbel aus gefochten. Diese Mensuren werden nur selten in der verhängten Auslage mit dem alsdann sehr stark bandagierten rechten Arm geschlagen, sondern zumeist in der Glacé-Auslage (Abb. 2) gefochten, d. h. der Fechterarm ist entblößt, und nur an den Gelenken des Knöchels, des Ellbogens und der Schulter sind die großen Schlagadern mit ledernen Schutzbinden geschützt. Der Kopf ist ganz ohne Schuh, ebenso der Oberkörper, und nur der Hals trägt die schützende Binde.
Ist die „Mensur ex“, so treten die Paukärzte mit Nadeln und Verbandzeug in Funktion, um „zu nähen“, die Risse in Haut und Fleisch wieder zusammenzuflicken, wie unser letztes Bild zeigt. Die häufigsten Mensuren sind die der Verbindungsstudenten, und da diese in der Regel auf Bestimmung“ (der beiden Fechtwarte) stattfinden, sind sie nicht allzu gefährlich. Nur wenige Minuten nach beendeter Paukerei sitzt häufig genug die ganze Gesellschaft einschließlich der Verwundeten in der Kneipe beisammen, um den tapferen Kämpfern die „Blume“ zuzutrinken.
Dieser Artikel erschien zuerst 1900 in Die Woche.