Auf der Rundkegelbahn in Moabit bei Berlin

Auf der Rundkegelbahn in Moabit bei Berlin. Nach einer Originalskizze von W. Busch

Allgemein werden bei dem weitverbreiteten Kegelspiel die neun Kegel am Ende einer ganz ebenen und horizontalen Fläche von 20 bis 25 Meter Länge, der sogenannten Kegelbahn, aufgestellt. Wie man sich aber helfen kann, wenn zur Anlage einer Kegelbahn nicht die erforderliche Raumlänge vorhanden ist, zeigt die auf Seite 55 abgebildete, höchst originelle Rundkegelbahn in dem Königstädtischen Ausschank Alt-Moabit bei Berlin.

Dies ist ein historischer Text, welcher nicht geändert wurde, um seine Authentizität nicht zu gefährden. Bitte beachten Sie, dass z. B. technische, wissenschaftliche oder juristische Aussagen überholt sein können. Farbige Bilder sind i. d. R. Beispielbilder oder nachcolorierte Bilder, welche ursprünglich in schwarz/weiß vorlagen. Bei diesen Bildern kann nicht von einer historisch korrekten Farbechtheit ausgegangen werden. Darüber hinaus gibt der Artikel die Sprache seiner Zeit wieder, unabhängig davon, ob diese heute als politisch oder inhaltlich korrekt eingestuft würde. Lokalgeschichte.de gibt die Texte (zu denen i. d. R. auch die Bildunterschriften gehören) unverändert wieder. Das bedeutet jedoch nicht, dass die darin erklärten Aussagen oder Ausdruckweisen von Lokalgeschichte.de inhaltlich geteilt werden.

Man hat die unter den Bogen der Berliner Stadtbahn befindlichen großen Räume schon zu den verschiedensten Zwecken ausgenutzt, und namentlich haben dieselben als Lager- oder Geschäftsräume, wie als Restaurationslokale Verwendung gefunden. Zur Anlegung einer Kegelbahn aber war der vorhandene Raum zu klein, bis der Ingenieur Kiebitz in Berlin auf den Gedanken kam, die Kegelbahn in der Mitte umzubiegen und sie so als Rundkegelbahn gewissermaßen in einen Stadtbahnbogen hineinzuzwängen. Besonders schwierig war die Konstruktion der Kurve, die der Centrifugalkraft der geworfenen Kugeln Widerstand leisten muß. Die Lauffläche bildet deswegen von da an, wo die Krümmung der Bahn beginnt, einen muldenförmigen Querschnitt, dessen nach außen gerichtete Hälfte bedeutend erhöht ist. Die Kugeln laufen je nach der ihnen gegebenen Geschwindigkeit tiefer oder höher gegen die schräge Fläche an, ein Herausspringen aber ist unmöglich.

Auf der Rundkegelbahn in Moabit bei Berlin. Nach einer Originalskizze von W. Busch
Auf der Rundkegelbahn in Moabit bei Berlin. Nach einer Originalskizze von W. Busch

Einer Kugelrinne bedarf es nicht, da die Kegel ja nur wenige Schritte von den Werfenden entfernt stehen und Letztere die am Ziele angelangten Kugeln nur aus einem dort angebrachten Kasten zu nehmen brauchen. Natürlich will das Kegeln auf dieser Bahn erst erlernt sein und erfordert ziemlich große Geschicklichkeit. Die Werfenden können hierbei keinen Kegel direkt auf’s Korn nehmen, sondern die verschiedenen Nuancen lassen sich nur durch gewisse Kraftabstufungen beim Wurf der Kugel, die ein Jeder erst ausprobiren muß, erzielen. Diese Rundkegelbahn eignet sich vorzüglich für alle Lokalitäten, denen es er für Anlage einer Langbahn erforderlichen Ausdehnung fehlt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Heft 2/1890 von Das Buch für Alle.