Während die Berliner Universität über zahlreiche, meist in den letzten Jahrzehnten errichtete und ihrem Zwecke aufs beste entsprechende Gebäude verfügt, während die technische Hochschule, die Bergakademie, die landwirthschaftliche und die thierärztliche Hochschule, die Kriegsakademie, die Artillerie- und Ingenieurschule in Bauten untergebracht sind, die nicht nur dem Bedürfnisse genügen, sondern auch in ihrer monumentalen Erscheinung die Bedeutung dieser Anstalten zum Ausdruck bringen, ist für die dem Kunstunterrichte gewidmeten Hochschulen in dieser Beziehung biher nur sehr dürftig gesorgt worden – dürftiger, als man es in der Hauptstadt Preussens und an einem Orte, der auf den Rang einer Kunststadt Anspruch erhebt, überhaupt für möglich halten sollte.
Die Hochschule für die bildenden Künste, welche i. .J. 1699 gegründet ist, also 100 Jahre länger, als die in die Technische Hochschule aufgegangene Bauakademie und 111 Jahre länger als die Universität besteht, muss sich noch immer mit den völlig unzureichenden und zumtheil sehr unzweckmässigen Räumen begnügen, die ihr in dem – bekanntlich aus dem Umbau einer alten Marstall-Anlage hervorgegangenen – Akademie-Gebäude unter den Linden zugewiesen sind; zur Aushilfe dienen ihr einige Räume in der alten Bauakademie. Die Hochschule für Musik, die anfangs in den Räumen des ehemaligen Cornelius’schen Atelierhauses am Königsplatz und in einigen benachbarten Miethshäusern untergebracht war, hat in einem durch einige Anbauten erweiterten alten Landhause an der Potsdamer Strasse ein bescheidenes Heim gefunden.
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An dem Wunsche, diesen nicht nur unbefriedigenden, sondern geradezu unwürdigen Zuständen ein Ende zu machen, hat es – inbezug auf die Hochschule der bildenden Künste – selbstverständlich schon lange nicht gefehlt. Alle Bemühungen, diesen Wunsch in die That umzusetzen, sind bisher jedoch an der Klippe gescheitert, die unter den eigenartigen Verhältnissen Berlins dem Gedanken eines über dem Rahmen des Gewöhnlichen hinausreichenden Baus am gefährlichsten zu sein pflegt – an der leidigen Bauplatzfrage, die im vorliegenden Falle um so schwieriger zu lösen war, als Bauplätze, die dem für jene Hochschule erforderlichen Bedarf an reinem Nordlicht entsprechen, innerhalb der älteren Stadttheile nur ganz vereinzelt sich finden. Vielleicht wäre es bei der nach dem letzten französischen Kriege vorhandenen Finanzlage des Staates, ohne welche die Neubauten der anderen Hochschulen wohl gleichfalls nicht so leicht sich hätten ermöglichen lassen, trotzalledem gelungen, auch einen Neubau für jene Unterrichtsanstalt durchzusetzen, wenn man nicht zu lange an der Hoffnung festgehalten hätte, die Vereinigung derselben mit den Räumen der Akademie der bildenden Künste sowie mit einem Kunstausstellungs-Gebäude wahren und für diesen Zweck das seit fast 200 Jahren von der Akademie behauptete, durch Verlegung des Marstalls und der Gardes du Corps-Kaserne entsprechend zu erweiternde Gelände an den Linden gewinnen zu können.
Die Bebauung der westlichen Theile des Berliner Weichbildes war damals noch nicht so weit vorgeschritten, dass nicht hier ein günstig gelegener, allen Anforderungen der Zweckmässigkeit und Würde genügender Bauplatz sich hätte schaffen lassen. Als man sich in künstlerischen Kreisen mit dem Gedanken einer Verlegung der Kunstakademie von ihrer bisherigen, seitens der Staatsregierung für den Neubau der kgl. Landesbibliothek ausersehenen Stätte vertraut-gemacht hatte, war es hierzu schon zu spät. Der von dem Direktor der Hochschule für die bildenden Künste, Prof. A. v. Werner, angeregte Plan eines Neubaues für dieselbe auf dem Lützowplatze, dessen Ausführbarkeit durch einen Entwurf der Architekten Kayser & v. Groszheim dargethan war, stiess auf entschiedenen Widerspruch und ist amtlich wohl überhaupt nicht infrage gezogen worden.
So zog sich die Angelegenheit Jahr für Jahr hin, trotzdem unter dieser Verzögerung nicht allein die Hochschule der bildenden Künste, sondern ebenso die königl. Landesbibliothek litt, deren räumliche Unterbringung vielleicht noch unzureichender und unwürdiger ist, für die ein Neubau aber erst begonnen werden kann, wenn das für diesen bestimmte Gelände durch eine Verlegung jener Anstalt frei geworden ist.
Man vergl. die Ausführungen in Jhrg. 82, S. 551 u. flgd.d. Bl.
Vielleicht war es vorwiegend die Rücksicht auf diesen Nothstand der Bibliothek, die i. J. 1888 den damaligen Kultusminister Dr. v. Gossler veranlasste, einen entschiedenen Schritt zur Lösung der Frage zu thun, indem er die Arch. Ende & Böckmann beauftragte, einen Entwurf und Kostenanschlag für den Neubau der Hochschule der bildenden Künste auf dem östlichen Theil der sogen. Thiergarten-Baumschule (gegenüber der Artillerie- und Ingenieur-Schule) aufzustellen. Die Bausumme von rd. 4 Mill. M., welche dieser in ebenso vornehmer Monumentalität wie der benachbarte Bau der technischen Hochschule aufgefasste Entwurf ergab, erschien dem Ministerium jedoch zu hoch. Man beschloss daher, nicht nur das Programm einzuschränken, d. h. den Bau auf eine Schülerzahl von 250 statt 300 anzulegen, sondern auch die Ansprüche an die architektonische Durchbildung desselben in der Weise zu ermässigen, dass nur der an der Strassenfront zu errichtende Gebäudetheil ein monumentales Gepräge erhalten, die im Inneren des Grundstücks liegenden Atelier-Gebäude dagegen in den schlichten Formen eines Nutzbaues gehalten werden sollten. Für eine Anlage dieser Art erschien das zwischen der Artillerie- und Ingenieur-Schule und dem Bahnhof Zoologischer Garten gelegene, gleichfalls im Staatsbesitz befindliche Gelände, das damals frei wurde, besonders geeignet und es erhielten daher die Hrn. Ende & Böckmann den Auftrag, eine entsprechend vereinfachte Entwurfs-Skizze für diese neue Baustelle auszuarbeiten. Der betreffende Plan, der i. J. 1891 entstand und die Anordnung von 4 parallel hinter einander gestellten, im Erdgeschoss durch Korridore verbundenen, mehrgeschossigen Gebäuden zeigte, erforderte eine Kostensumme von rd. 2 ½ Mill. M. Aber auch dieser Betrag wurde von der Regierung noch für zu hoch erklärt.
Inzwischen war auch die Nothwendigkeit eines Neubaues der Hochschule für Musik immer klarer hervorgetreten und es hatte sich – gelegentlich eines Anerbietens, das der Regierung von einer Privatgesellschaft gemacht worden war – ergeben, dass aus dem Verkauf des z. Z. von dieser Hochschule besetzten Grundstücks, Potsdamerstrasse 120, mindestens ein Erlös von 2 Mill. M. sich werde erzielen lassen. Es lag somit der Gedanke nahe, den Bau beider Hochschulen zu vereinigen und diesen Erlös als Beitrag zu den Kosten der Anlage zu verwenden, für welche man jenes oben erwähnte Gelände zwischen Artillerie- und Ingenieur-Schule und Bahnhof Zoologischer Garten für ausreichend geräumig hielt. Die Aufstellung einer entsprechenden Skizze und eines Kostenüberschlages wurde wiederum den Hrn. Ende & Böckmann anvertraut, die sich dieses Auftrages im Sommer 1895 binnen einer Frist von 4 Wochen entledigen mussten, da der Wunsch bestand, eine erste Forderung für den Bau schon in den Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1896/97 aufnehmen und die Legung des Grundsteins für denselben bei Gelegenheit der im Mai 1896 zu begehenden Feier des 200 jährigen Jubiläums der Akademie der Künste vollziehen zu können.
Die aus jenen Bedingungen hervor gegangene Aufgabe erwies sich jedoch als zu schwierig, als dass ihre Lösung in einem so kurzen Anlaufe hätte gelingen können – eine Thatsache, die nach dem Ergebniss der jüngsten, abermaligen Planbearbeitung wohl keinen Fachmann überraschen dürfte. Mannichfache Bedenken, welche die von den Hrn. Ende & Böckmann eingereichte (weiterhin noch zu erwähnende) Skizze hervorrief – Bedenken, die an der Eignung der in Aussicht genommenen Baustelle für den angestrebten Zweck zweifeln lassen konnten – führten die Regierung zu dem Entschlusse, die Lösung der Aufgabe noch einmal imwege eines allgemeinen und öffentlichen Wettbewerbs unter der Architektenschaft Deutschlands zu versuchen. Das betreffende Preisausschreiben (vgl. Jhrg. 96, S. 276 d. Bl.) wurde im Mai v. J. erlassen.
Unliebsames Aufsehen hat, seitdem die Vorgeschichte des Wettbewerbs bekannt geworden ist, unter den Architekten Berlins das Verfahren erregt, welches die Regierung bei diesem Anlass gegenüber dem künstlerischen Träger der Firma Ende & Böckmann, Hrn. Geh. Reg.-Rth. Prof. Ende eingeschlagen hat, der bekanntlich zugleich das Amt des Präsidenten der Königl. Akademie der Künste bekleidet. Man darf wohl die Meinung vertreten, dass einerseits die Rücksicht auf den Inhaber dieses Amtes, andererseits die Erkenntlichkeit gegen einen Künstler, der sich im Auftrage der Behörde durch 8 Jahre an der Lösung der Aufgabe gemüht hatte, die Regierung hätte veranlassen sollen, ihn bei Veranstaltung des Wettbewerbs nicht ohne weiteres stillschweigend beiseite zu schieben. Schon eine vertrauliche Anfrage, ob er beabsichtige, am Wettbewerb theilzunehmen gegebenenfalls in das Preisgericht einzutreten, würde hierzu genügt haben. Wir nehmen selbstverständlich an, dass man dieser Rücksicht nicht mit Vorbedacht, sondern nur deshalb sich entzogen hat, weil man sich ihrer Nothwendigkeit überhaupt nicht bewusst geworden ist. Für den betreffenden Künstler blieb dieses halten trotzdem eine schwere Kränkung.
Am 23. Januar d. J. ist die von uns auf S. 48 u. Bl, gemeldete Entscheidung der Preisrichter gefällt worden vom 27. Januar bis zum 7. Februar d. .J. hat die öffenliche Ausstellung der zum Wettbewerb eingegangen 32 Entwürfe stattgefunden. – Es liegt uns nunmehr ob, über das Ergebniss des Wettbewerbs und den nunmehrigen Stand der Angelegenheit zu berichten.
Das für den Bau gewählte Grundstück, das der Bevölkerung Berlins durch seine allwinterliche Benutzung als „West-Eisbahn“, sowie als Stätte der Schaustellung „Italien in Berlin“ allgemein bekannt geworden ist, befindet sich auf Charlottenburger Gebiet und wird, wie schon erwähnt, einerseits vom Stadtbahnhof „Zoologischer Garten“, andererseits vom Grundstück der Artillerie- und Ingenieur-Schule begrenzt, während die eine der beiden Strassenfronten der Hardenbergstrasse – einem Theile des grossen Gürtelstrassen-Zuges des Berliner Bebauungsplanes – die andere an der Kurfürsten-Allee liegt. Die letzteren messen 127,5 bezw. 119 m, die mittlere Tiefe beträgt .etwa 238 m; die Baustelle ist demnach mehr als doppelt so gross, wie diejenige des Reichshauses. Was die im vorliegenden Falle besonders wichtige Lage zur Himmelsgegend betrifft, so ist die Front an der Hardenbergstrasse nach S.S.W., diejenige an der Kurfürsten-Allee nach N.N.O. gerichtet, was für die beiden Seiten eine Richtung nach N.W.W. bezw. S.O.O. ergiebt.
Dass die durch das Programm gestellte Aufgabe eine ganz ungewöhnlich schwierige war, kann wohl schon aus der verhältnissmässig geringen Betheiligung an dem Wettbewerbe geschlossen werden. Zu dem an und für sich sehr umfassenden und mannichfach verwickelten Raumbedürfniss gesellte sich die Nothwendigkeit, auf eine vor störenden Reflexen geschützte Beleuchtung der Maler-Ateliers und auf möglichste Sicherung der dem Musik-Unterricht gewidmeten Räume gegen Geräusch Rücksicht zu nehmen; die Bedingung, dass der Einheitspreis für 1 cbm umbauten Raumes bei den Vordergebäuden nur 25 M., bei den Hintergebäuden nur 18 M. betragen dürfe und dass der Gesammt-Kostenbetrag von 4200 000 M. in jedem Falle einzuhalten sei, zwangen zu einer knappen Lösung. Aber ohne die hieraus hervorgehenden, nur durch einen Architekten von reifer Erfahrung zu überwindenden Schwierigkeiten der Durchbildung des Entwurfs im einzelnen zu unterschätzen, darf man wohl behaupten, dass der Wettbewerb im wesentlichen doch nur um den Grundgedanken für die Anordnung der beiden Hochschulen auf der gegebenen Baustelle sich gedreht hat.
Die Ursache, welche zu dem Plane eines gemeinschaftlichen Neubaues für diese Anstalten geführt hat, ist wie oben dargelegt wurde – eine rein äusserliche und zufällige. Ein innerer Zusammenhang zwischen ihnen ist kaum vorhanden und ihre baulichen Bedürfnisse sind völlig verschieden. Gewichtige Gründe gebieten sogar, beide Anstalten, namentlich aber die Zugänge zu denselben, streng von einander zu sondern. Und doch können beide den Anspruch auf gleiche Zugänglichkeit, auf gleichwerthige Vertretung in der monumentalen Erscheinung der Gesammt-Anlage erheben.
Als die natürlichste Lösung könnte unter diesen Umständen eine einfache Quertheilung des Grundstücks zwischen beiden Hochschulen erscheinen – derart, dass der einen die Hälfte an der Hardenbergstrasse, der anderen diejenige an der Kurfürsten-Allee zugewiesen und dass für jede ein völlig selbständiger Bau mit dem Eingange von der betreffenden Strasse errichtet würde. In der That hat eine Anzahl der Bewerber eine derartige Anordnung gewählt.
Aber die Kurfürsten-Allee ist bis jetzt noch keine Fahrstrasse, sondern ein breiter, nur auf einer Seite von einer Fussgänger-Promenade begleiteter Reitweg, dessen Erhaltung in diesem Zustande einer so einflussreichen Fürsprache gewiss sein kann, dass wohl auf lange hinaus an eine Aenderung nicht zu denken ist. Würde doch eine solche gleichzeitig die Fortsetzung der bezügl. Strasse bis zur Lichtenstein-Brücke bedingen und damit nicht unerhebliche Kosten erfordern.
Die nächstliegende Lösung, welche schon der durch die Hrn. Ende & Böckmann aufgestellten Skizze zugrunde lag und zu welcher nunmehr auch die Mehrzahl der Bewerber gelangt ist, beruht gleichfalls auf einer Quertheilung des Grundstücks, aber unter Zusammenfassung beider Anstalten zu einer äusserlichen Einheit und unter Zugänglichkeit beider von der Hardenberg-Strasse. Fast überall ist der zunächst dieser Strasse liegende Bautheil der Hochschule für Musik zugewiesen, die Anordnung jedoch so getroffen, dass dieselbe einen grösseren, durch offene Hallen von der Strasse zugänglichen Ehrenhof umschliesst, an dessen Rückseite der Eingang in die Hochschule für die bildenden Künste sich öffnet. So stattlich und monumental eine derartige Anlage auch ausgebildet werden kann und in mehren Entwürfen ausgebildet worden ist, so wenig lässt sich verkennen, dass dabei der Rang und die selbständige Bedeutung der Hochschule für die bildenden Künste nicht ganz zum gebührenden Ausdruck gelangen. Auch ist es schwierig, die Sonderung der Zugänge zu beiden Anstalten so streng durchzuführen, wie gewünscht wird.
Der eigenartige Ausweg, den die Verfasser der beiden mit; den ersten Preisen ausgezeichneten Entwürfe für die bezgl. Anordnung gefunden haben, hat ihnen zweifellos in erster Linie den Sieg verschafft.
Nach dem Vorausgeschickten war der Schlüssel der Aufgabe nur in einer Lösung zu finden, bei welcher beide Hochschulen zwar von der Hardenberg-Strasse aus zugänglich gemacht wurden, trotzdem jedoch ihre Selbständigkeit behielten und als gleichberechtigt zu bedeutsamer Erscheinung gelangten.
In dem Entwurfe von Kayser & v. Groszheim in Berlin, dessen Auszeichnung auf dem einstimmigen Beschusse der Preisrichter beruhen soll und dem damit die erste Stelle unter den eingegangenen Arbeiten angewiesen worden ist, sehen wir jene Trennung der beiden Anstalten mit voller Strenge gewahrt. Die unmittelbar an der Hardenberg-Strasse liegende Hochschule für Musik und die auf dem hinteren, nordöstlichen Theile des Grundstücks stehende Hochschule für die bildenden Künste stellen sich als selbständige, in sich geschlossene Baukörper mit völlig verschiedener Geschoss-Eintheilung dar. Aber der Hochschule für Musik ist ihr Platz nicht in der Axe des Grundstücks angewiesen worden, wie es die landläufige akademische Auffassung empfohlen hätte: sie ist vielmehr – zugleich zum wesentlichen Vortheile für die Abhaltung des von der Stadtbahn entwickelten Geräusches – nach der linken Seite hin verschoben worden. Hierdurch ist auf der rechten Seite der Baustelle so viel Raum gewonnen worden, dass ein Flügel der Hochschule für die bildenden Künste – und zwar derjenige, in welchem die repräsentiven Räume des Gebäudes, die Eingangshalle mit der Haupttreppe und die durch beide Obergeschosse reichende Aula liegen – bis neben jenen anderen Bau vorgezogen werden konnte und dass vor ihm noch Platz für einen von Offenen Hallen umzogenen Ehrenhof sich ergab, durch den nicht nur der ideale Rang der ganzen Anlage um ein Beträchtliches gehoben, sondern zugleich eine ungezwungene Verknüpfung beider Anstalten zu einer höheren Einheit herbei geführt wird, da die zu den Konzertsälen der Hochschule für Musik führenden Eingänge für das Publikum und den kgl. Hof an diesem Ehrenhofe liegen. Unstreitig eine Meisterlösung! Und das um so mehr, als die bei der knappen Anschlagssumme schwer zu beschaffenden Mittel für eine solche künstlerische „Zuthat“ aus der Anordnung selbst sich ergaben, die es einerseits gestattete, die Geschosshöhe der Musikschule auf das Maass des Nothwendigen zu beschränken und dadurch mit einer wesentlich kleineren Gebäudemasse auszukommen, als bei einer engen Verbindung beider Anstalten möglich war – die es andererseits aber auch erlaubte, die monumentale Hervorhebung der Hochschule für die bildenden Künste mit dem denkbar geringsten Aufwande zu bewirken. Es liegt zugleich auf der Hand, dass die schädlichen Einflüsse ästhetischer Art, die aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Bahnhofs Zoologischer Garten für die Gesammt-Erscheinung der Anlage zu befürchten sind, bei einem gruppirten Baue und einer Architektur mittleren Maasstabes, wie ihn der inrede stehende Entwurf aufweist, ungleich weniger insgewicht fallen.
Gegenüber diesen Vorzügen grundsätzlicher Art spielt die Lösung der zumeist auf die Erfüllung bestimmter Programm-Forderungen sich beziehenden Einzelheiten des Entwurfs nur eine Nebenrolle. Näher auf sie einzugehen, erscheint unter den vorliegenden Verhältnissen kaum angezeigt.
Die knappe Anlage der Hochschule für Musik, in welcher der grosse (an Fassungsraum den Saal der Singakademie noch übertreffende) Konzertsaal im Erdgeschoss, der kleine Konzertsaal im 1. Obergeschoss, über dem unteren Vorsaale untergebracht ist, allerdings mit sich gebracht, dass die Kleiderablagen für das die Konzerte besuchende Publikum nicht so geräumig und bequem ausgefallen sind, wie die heutigen Ansprüche das verlangen. Dass ein Theil der Unterrichtsräume an der verkehrsreichen Hardenbergstrasse liegt, ist ein Uebelstand, der sich bei Asphaltirung dieser Strasse vielleicht ertragen liesse. Trefflich ist dagegen die Anlage der Hochschule für die bildenden Künste geglückt, deren aus den beiden ersten Quergebäuden mit den südlichen Ausbauten und dem rechten Flügel an der Stadtbahn bestehender Hauptkörper 3 bezw. 4 Geschosse enthält, während die linksseitige Verbindung zwischen jenen Quergebäuden, sowie der letzte Querbau an der Kurfürsten-Allee und die zu ihm führenden Gänge nur eingeschossig gehalten sind. Dieser letzte Querbau und das Erdgeschoss des ihm zunächst liegenden enthalten vorzugsweise die Bildhauer-Ateliers, das Erdgeschoss des vorderen Querbaues die Haupträume für den Zeichen-Unterricht; in den reflexfreien Obergeschossen der beiden vorderen Querbauten liegen die Maler-Ateliers, in dem rechten Verbindungsflügel ausser der Aula der Ausstellungs-Saal, die Bibliothek usw. Wenn die Befürchtung ausgesprochen worden ist, dass die an dem grossen Hofe liegende Innenwand dieses Flügels für die im vorderen Querbau befindlichen Maler-Ateliers störende Seitenreflexe veranlassen könne, so ist dabei wohl übersehen worden, dass jene Wand nicht nach W., sondern fast nach N.W. liegt, also überhaupt nur zu einem kleinen Theile, jedenfalls aber nur in einer Tageszeit unmittelbares Sonnenlicht empfangen würde, in der die Ateliers wohl kaum noch werden benutzt werden.
Die wirkungsvolle Architektur der Fassaden, die durch einen thurmartigen Aufbau über dem vorderen Theile der Aula und thurmartige Dachaufsätze auf der Innenseite der Eckbauten an den beiden vorderen Querflügeln belebt werden, ist in den Formen einer ernsten Spätrenaissance gestaltet. Hr. Ad. Hartung in Berlin, der Gewinner des zweiten ersten Preises, der als früherer Theilhaber der Firma Ende & Böckmann bereits an der Ausarbeitung der vor Einleitung des Wettbewerbs aufgestellten Vorentwürfe wesentlich mitgewirkt und mit diesem nunmehr errungenen Siege seine selbständige künstlerische Thätigkeit auf das glücklichste eingeleitet hat, ist dem Motiv eines beide Hochschulen zusammen fassenden, einheitlichen Baues getreu geblieben. Doch gliedert sich, wie die schematische Grundriss-Skizze zeigt, dieser Bau in 3 Haupttheile. Die hintere grössere Hälfte des Grundstücks wird von der Hochschule für die bildenden Künste eingenommen, die aus 2, durch zweigeschossige Seitenflügel verbundenen, einen grossen Schmuckhof umschliessenden viergeschossigen Quergebäuden besteht. Seitlich springen (gegen das Programm) 2 eingeschossige Anbauten für Bildhauer bis zur Kurfürsten-Allee vor; nach vorn ist dem vordersten Querbau ein Mittelflügel angefügt, der die Haupttreppe mit einer prunkvollen Eingangshalle enthält und mit einem Kuppelbau an einem nach der Hardenberg-Strasse hin geöffneten Vorhofe endigt; im Obergeschosse dieses Flügels ist ein im Programm nicht verlangter „Ehrensaal“ angeordnet. Der Hochschule für Musik, die in 2 selbständige, je die Konzertsäle bezw. die Unterrichtsräume enthaltende Hälften zerlegt ist, sind die beiden Seitenbauten zugewiesen, die mit ihren Hauptflügeln nach den Nachbargrenzen liegen, während die Querflügel an jenen Kuppelbau sich anschließen.
Es ist ein echt akademischer Gedanke, der hier mit grosser Meisterschaft durchgeführt ist – ein akademischer Gedanke mit allen Vorzügen und Schwächen eines solchen.
Uns will es freilich scheinen, dass die letzteren in diesem Falle überwiegen. Denn abgesehen davon, dass eine derartige Zerreissung der Hochschule für Musik unzulässig sein dürfte, erhält der Bau durch diese Anordnung auch ein Gepräge, das seinem inneren Wesen wenig entspricht. Das kommt deutlich in der nach der Hardenbergstrasse gerichteten Hauptfassade zum Ausdruck, deren eingeschossiges, mit 3 Tempelgiebeln ausgestattetes Architektur-System und deren Kuppelschmuck auf ein Bauwerk höheren Ranges hindeuten, als es das inrede stehende schliesslich doch ist, und neben welcher der anstossende Bahnhof einen doch gar zu harten Missklang erzeugen würde.
Auch die Gestaltung der Vor- und Eingangsräume zur Hochschule der bildenden Künste steht wohl nicht ganz im richtigen Verhältniss zu der Bedeutung der Innenräume, zu denen sie führen. Es liegt hier vielmehr ein Aufwand vor, der um ausschliesslich architektonischer Zwecke willen getrieben wird, und zwar ein Aufwand, der mit demjenigen für den Ehrenhof in dem oben besprochenen Entwurfe insofern nicht in Vergleich gestellt werden kann, als er nur einer Hochschule zugute käme, während jene Anlage eines äusseren Ehrenhofes nicht, nur auf beide Gebäude sich beziehen, sondern auch wesentlich zur Verbesserung des Stadtbildes beitragen würde.
Neben den Bedenken, welche der Entwurf hervorruft, sollen jedoch auch seine Vorzüge nicht ungewürdigt bleiben. Wenn es schon keine geringe Leistung war, den verwickelten Forderungen des vorliegenden Programms in so bestechender akademischer Form Genüge zu thun, so muss um so mehr anerkannt werden, dass – von jener Trennung der Hochschule für Musik abgesehen die thatsächlichen Bedürfnisse beider Anstalten fast nirgends zu kurz gekommen sind. Die Anlage der beiden Musiksäle, von denen der kleinere wiederum im 1. Obergeschoss liegt, mit ihrem in halber Höhe liegender gemeinschaftlichen Wandelgange verdient nicht minder Lob, wie die Art, in welcher die Unterrichtsräume für Musik vor dem Strassen- und Eisenbahngeräusch geschützt sind; auch gegen die Einzelheiten der Hochschule für die bildenden Künste ist wenig einzuwenden. Die in den Formen der Hochrenaissance gehaltene Architektur der Hauptfassade zeigt trefflich abgewogene Verhältnisse; die architektonische Behandlung der fast ganz in Stützen und Oeffnungen aufgelösten Atelier-Fronten ist interessant und charakteristisch. Alles in allem: es ist die Arbeit eines Künstlers, die eine hohe Anziehungskraft ausübt.
Wenn wir von den übrigen 5 preisgekrönten Plänen nur einen einzigen in schematischer Skizze wiedergeben und ihnen lediglich einige flüchtige Bemerkungen widmen, so soll damit der ihnen innewohnende Werth selbstverständlich nicht herabgesetzt, sondern lediglich dem Umstande Rechnung getragen werden, dass sie für den zur Ausführung zu bringenden Bau kaum infrage kommen dürften.
Der Entwurf von H. Eggert in Berlin, der den ersten der beiden zweiten Preise sich errungen hat und dem Vernehmen nach sogar für einen der beiden ersten Preise infrage gekommen sein soll, ist ein Vertreter derjenigen Gruppe von Plänen, in denen die Hochschule für Musik an der Hardenbergstr. errichtet, die hinter ihr liegende Hochschule für die bildenden Künste aber erst von einem mit der Strasse durch offene Hallen zusammen hängenden Ehrenhofe zugänglich ist. Dass eines olche Lösung nicht voll befriedigen kann, wurde bereits früher ausgeführt. Indessen liefert gerade dieser Entwurf den Beweis, dass aufgrund derselben immerhin eine nicht nur zweckmässige, sondern auch durchaus würdige Anlage sich schaffen lässt. Bei der Hochschule für Musik liegen die beiden durch Vorfahrten aus dem Ehrenhofe zugänglichen Konzertsäle im ersten Obergeschoss im Inneren der tiefen Seitenflügel, was die Anordnung sehr geräumiger Vorräume und Kleiderablagen unter denselben gestattete, freilich aber auch zurfolge hatte, dass die Unterrichtsräume an die Fronten nach der Hardenberg-Strasse und der Stadtbahn verwiesen werden mussten. Bei der Hochschule für die bildenden Künste sind – wie bei den vorher besprochenen beiden Entwürfen – die Bildhauer-Ateliers in einem eingeschossigen Quergebäude an der Stadtbahn zusammengefasst, während die Maler-Ateliers in den beiden Obergeschossen von zwei vorderen Quergebäuden liegen, die im Erdgeschoss durch 2 seitliche und einen breiten Mittelflügel verbunden werden. Der letztere wird durch eine breite Korridorhalle mit hohem Seitenlicht getheilt, die sich unmittelbar an das Vestibül und das stattliche Haupttreppenhaus anschliesst und im Verein mit diesen ein grossartiges Innen-Motiv ergeben hat. Er enthält neben dieser Halle einerseits die Ausstellungsräume, andererseits die Bibliothek, während die in den (korridorlosen) Seitenflügeln und den Quergebäuden liegenden Räume des. Erdgeschosses die einer reflexfreien Beleuchtung nicht bedürftigen Unterrichts-Säle vereinigen. – Die in Hochrenaissance-Formen gestaltete Architektur, in welcher als hauptsächliches Schmuck-Motiv vortretende Säulen mit verkröpftem Gebälk und Figuren-Bekrönung verwendet sind, ist sachgemäss einfach, aber durchaus ansprechend; insbesondere trägt die Front an der Hardenberg-Strasse das entschiedene Gepräge eines vornehmen Schulbaues. Besonders glücklich haben sich in ungezwungener Weise auch die Seiten-Ansichten der Anlage gestaltet, auf welche das Programm mit Recht Werth gelegt hatte, da dieselben sowohl von der Stadtbahn aus, wie vom Garten der Artillerie- und Ingenieur-Schule her zur Erscheinung treten.
Auch der Entwurf von F. Schwechten in Berlin, dem der andere zweite Preis zutheil geworden ist, gehört seinem Grundgedanken nach derselben Plangruppe an, weist jedoch in seinen Einzelheiten manche Aehnlichkeit mit dem Hartung’schen Entwurfe auf. Die an der Hardenbergstrasse liegende Hochschule für Musik enthält in einem linken Flügel sämmtliche Unterrichtsräume, während in dem rechten (zu einem kleinen Theile noch für die Hochschule der bildenden Künste nutzbar gemachten) Flügel im Hauptgeschosse der grosse Konzertsaal mit seinen Nebenräumen, im Erdgeschosse die Vorräume und Kleider-Ablagen für das die Konzerte besuchende Publikum liegen. Beide Flügel werden durch einen schmalen Querbau verbunden, der im Obergeschosse den kleinen Konzertsaal enthält, im Erdgeschosse aber fast ganz zu einer offenen Halle aufgelöst ist; letztere verbindet den bei dieser Anordnung sich ergebenden äusseren und inneren Vorhof. Die Hochschule für die bildenden Künste besteht aus einem mittleren Vorderbau mit der Eingangshalle, der in einem glasgedeckten Lichthof verlegten Haupttreppe, der Aula usw., sowie 2 dreigeschossigen Quergebäuden, die durch eingeschossige Seitenflügel verbunden, mit diesen gemeinsam einen grossen Binnenhof umschliessen. Abweichend von den bisher besprochenen Arbeiten ist die Vertheilung der Räume so erfolgt, dass das hintere Quergebäude in ganzer Ausdehnung für Maler-Ateliers verwerthet, den Bildhauern dagegen der östliche Seitenflügel eingeräumt ist. Eine zweite (ursprüngliche) Fassung des Grundrisses, in welcher die Quergebäude nicht durch Seitenflügel, sondern durch einen breiten Mittelflügel verbunden werden, glauben wir lediglich erwähnen zu dürfen. – Die Architektur der Fassaden ist in schlichten, vielleicht etwas zu ernsten Renaissance-Formen gehalten.
Der grosse Konzertsaal des rechten Flügel-Gebäudes an der Hardenbergstrasse tritt als tempelartiger Aufbau zur unmittelbaren Erscheinung.
Die drei durch dritte Preise ausgezeichneten Entwürfe endlich gehören sämmtlich jener dritten Gruppe von Plänen an, deren Verfasser die künftige Umwandlung der Kurfürsten-Allee in eine Verkehrs-Strasse vorausgesetzt und daher eine der beiden Hochschulen von dieser, die andere von der Hardenbergstrasse zugänglich gemacht haben. Die Entwürfe von Skjold Neckelmann in Stuttgart und Schulz & Schlichting in Berlin haben überdies noch gemeinsam, dass beide Anstalten in gesonderten, selbständigen Gebäuden untergebracht sind, und dass der Hochschule für die bildenden Künste die Seite an der Hardenbergstrasse 3 zugewiesen ist, während der Entwurf von Unger, Heubach & Schlieben sich für die andere Stellung entschieden und die ganze Anlage als einen Einheitsbau behandelt hat. Eine auch nur andeutende Beschreibung der Entwürfe ohne bildliche Darstellung würde zwecklos sein. So sei nur erwähnt, dass in allen 3 Arbeiten eigenartige und beachtenswerthe Gedanken sich finden und dass auch ihre architektonische Haltung nicht ohne Verdienst ist. Am weitesten – anscheinend weiter, als es mit dem Zwecke des Baues und den zur Verfügung gestellten Baukosten sich vereinigen liess – ist in dem Versuche der Ausbildung der Anlage zu einem prunkvollen Monumentalbau Hr. Neckelmann gegangen. –
Auf eine Erwähnung der übrigen 25 Entwürfe, unter welchen nicht allzu viele über das bei öffentlichen Wettbewerbungen übliche „Mittelgut“ sich erheben, glauben wir besser ganz verzichten zu sollen. –
Fassen wir kurz das Ergebniss des Wettbewerbs zusammen, so können wir nicht umhin, anzuerkennen, dass der Versuch, den die Staatsregierung mit demselben unternommen hat, geglückt ist. Es ist festgestellt worden, dass auf dem dazu ausersehenen Bauplatz beide Hochschulen sich unterbringen lassen und es ist zum mindesten ein Entwurf gewonnen worden, der eine nach Zweckmässigkeit wie nach Schönheit so ausgereifte Lösung der Aufgabe darstellt, dass sie mit geringen Aenderungen unmittelbar zur Ausführung gebracht werden könnte. Das Glück hat zudem gewollt, dass die Künstler, denen diese Lösung zu danken ist, auf einer Höhe werkthätiger Erfahrung stehen, die es ohne weiteres erlauben würde, die Ausführung des Baues ihren bewährten Händen anzuvertrauen.
Freilich steht einem derartigen Ausgange der so lange verschleppten und doch so dringenden Angelegenheit noch ein Bedenken entgegen. Das Grundstück reicht zwar für die gegenwärtigen Bedürfnisse beider Hochschulen aus, aber es ist nicht erweiterungsfähig! Wird sich das Bedürfniss stets in den augenblicklichen Grenzen halten?
Ist nicht vielmehr anzunehmen, dass der Andrang zum Kunst-Studium in Berlin bisher wesentlich dadurch eingeschränkt worden ist, dass die Einrichtungen der betreffenden Hochschulen so über alle Maassen unzureichend und unwürdig waren? Und wird es möglich sein, einem anwachsenden Bedürfniss nach Vergrösserung dieser Anstalten auf die Dauer zu widerstehen? – Antwort auf diese Fragen wird sich die Staatsregierung bezw. der Landtag zu geben haben.
Dieser Artikel erschien zuerst am 13. & 20.02.1897 in der Deutsche Bauzeitung, er war gekennzeichnet mit „F.“.